Gelebte Erinnerungskultur – Rundweg der Puricelli-Schule erinnert an jüdisches Leben in Rheinböllen
Im Rahmen eines Schulprojekts haben Schülerinnen und Schüler der Puricelli Realschule Plus Rheinböllen einen interaktiven Rundweg entwickelt, der an das jüdische Leben in ihrer Stadt erinnert. An acht Stationen werden Lebenswege jüdischer Familien dokumentiert – mit Texttafeln und QR-Codes, die zu eigens erstellten Videointerviews führen.
Die offizielle Eröffnung des Rundwegs wurde mit einer Feierstunde begangen. Neben Bürgermeisterin Bernadette Jourdant, dem Schulleiter und zahlreichen Gästen aus Kirche, Politik und Gesellschaft, nahm auch der ausgewiesene Experte für jüdische Geschichte im Hunsrück, Christof Pies, teil. Besonders bewegend war die virtuelle Teilnahme von Nachfahren der jüdischen Familie Grünewald, deren Geschichte eine zentrale Rolle im Projekt spielt. Da eine Anreise aus Israel aufgrund der aktuellen Sicherheitslage nicht möglich war, wurde Danni Ariel, Enkel des 1944 im KZ Theresienstadt ermordeten Julius Grünewald, per Videokonferenz zugeschaltet. Weitere Familienmitglieder aus Australien waren ebenfalls digital anwesend und berichteten aus ihrer Perspektive.
Der Rundweg führt u.a. zur ehemaligen Synagoge sowie zum früheren Wohnhaus der Familie Grünewald. Diese Orte sind heute stille Zeugen einer Zeit, in der jüdisches Leben selbstverständlicher Teil der Gemeinschaft war – bis zur gewaltsamen Verdrängung und Vernichtung im Nationalsozialismus.
Die SchülerInnen und Schüler verstehen das Vorhaben nicht nur als historischen Rückblick, sondern als mahnenden Appell gegen das Vergessen und für ein wachsames gesellschaftliches Miteinander. In einer Zeit zunehmender Geschichtsvergessenheit und gesellschaftlicher Spaltung will die Puricelli Schule mit ihrem Rundweg Verantwortung übernehmen – und zeigen, wie wichtig lokale Erinnerung für die Zukunft ist.
Den emotionalen Abschluss der Veranstaltung bildete die musikalische Darbietung des Liedes „Von guten Mächten treu und still umgeben“ von Dietrich Bonhoeffer, vorgetragen von der Schülerin Sophie Feid der Schule. Dieses Lied des im KZ ermordeten Theologen steht sinnbildlich für Hoffnung, Widerstand und Menschlichkeit – zentrale Werte, die auch das Projekt der Puricelli-Schule trägt.
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